Freitag, 21. Februar 2014

Im Tal der Inkompetenz Teil 2

oder...
die "Wahrheit" über positive Verstärkung, wie sie gerne propagiert wird.

Eine Geschichte aus diesem kleinen Forum.

Jemand stellte einen Link ein über positive Verstärkung.
In diesem Link stand,
Ich zitiere: "
Die rein positive Verstärkung bedeutet ja nichts anderes, als dass wir abwarten, bis der Hund etwas macht, was er soll und dann dafür eine Belohnung erhält. Jetzt stellen wir uns einfach mal vor, sie spazieren mit Ihrem Hund und er schnuppert an etwas, was entfernt wie eine Wurst aussieht. Und in der Wurst glitzert es – sieht irgendwie wie Rasierklingen oder Schrauben aus. So. Jetzt können Sie hoffen, dass der Hund die Wurst nicht frisst, dann können sie ihn loben. Nicht „Nein“ rufen – das wäre ja eine Strafe. Um Gottes Willen – nur nicht strafen. Viel Glück. Für alle, die jetzt aufschreien: „Ja, so extreme Beispiele muss man ja nicht heranziehen“ sei gesagt: Doch. Denn „ausschließlich positive Verstärkung“ ist ebenso extrem."

http://www.bestehunde.de/positive-verstaerkung.html


Ich habe ja überlegt, ob ich zitieren soll, oder lieber es mit meinen eignen Worten wiedergeben soll. Denn diesen Link hier anzuhängen, nun ja... entspricht nicht meiner Meinung.
Aber, da ich doch Wert darauf lege, das ihr es lest was dort jemand geschrieben hat, lieber doch so.

Die ersten Stimmen kamen, wie toll doch der Artikel ist und wie wahr, tja, und dann schrieb ich das der Schreiberling das beste Beispiel dafür ist, dass er sich mit dem Thema positive Verstärkung nicht richtig auseinandergesetzt hat. Das positive Verstärkung eben nicht nur "heitidei" heisst, sondern das auch bei der Erziehungsmethode dem Hund Grenzen aufgezeigt werden, die Frage ist nur wie.


Ui, na da hatte ich ja was los getreten. Alle sagen "hü" und ich tanze aus der Reihe, wie konnte ich nur.

Mir wurde dann natürlich sofort ein Beispiel von einer Freundin eines User gebracht, deren Trainer über positive Verstärkung arbeitet, sie ein Problem damit hat, das der Hund Angst in der Stadt hat und der Trainer darauf hin riet, einfach nicht mehr in die Stadt zu gehen.
Merkt ihr was? Der Trainer trainiert garantiert nicht nach positiver Verstärkung.

Desweiteren mit dem Hinweis, das jemand der sagt dass er nur über positive Verstärkung arbeitet, lügt.
Man rutschte in das Thema " Angsthund" ab und wies daraufhin, das man einen Hund der Angst hat, nicht loben soll, sondern ignorieren soll. Denn schliesslich würde man ja die Angst verstärken.
Man fing an sich zu widersprechen auf Nachfrage, das man natürlich einen unsicheren Hund nun doch loben darf, besser sogar noch, man nimmt ihn aus der Situation und geht es anders an.
Spricht ja auch nichts dagegen, wenn das Wörtchen "Wenn" nicht wäre.
Man brachte dann als erstes ein Beispiel von einem Hund, der Angst hat über Gullys zu gehen, also wird der Hund auf den Gully gestellt, oder einfach rüber gezogen, denn so nimmt man ihm die Angst. Auf meine Frage, warum denn nicht kleinschrittig trainiert wird, kam nur, das ginge nicht und so lernt er es am besten. Kleinschrittig trainieren wäre überzogen.
Traurig oder?

Zwischendurch kamen wir immer mal wieder zum Thema positive Verstärkung, wo mir dann schon unterstellt wurde, ich würde alle anderen als unfähig hinstellen. Ja, so ist es, wenn man keine Argumente mehr hat und um sich "schlagen" muss. Der Mensch in all seinen Facetten.

Ich erklärte immer wieder mehrfach, was mich an dem Artikel störte, nein, es kam nicht an.Statt dessen wurden nun faszinierende Situationen erstellt, die dem Worst Case Szenario schon sehr nah kam, wo ich dann aufschreiben durfte, wie ich die angehen würde.
Ich schrieb mir also die Finger wund, wie ich trainieren würde, nein darum ging es nicht. Man wollte hören, was ich in genau diesen Situationen mache. Ich wies daraufhin, das man doch vorher trainiert, doch es wurde vollkommen ignoriert.

Es kamen dann so süsse Beispiele, ich bin am saugen, Hund knabbert am Kabel, was mache ich?
Ich schrieb also, ich gebe dem Hund das Signal "Aus". Beachtet er es, wird er gelobt, beachtet er es nicht, muss ich weiter trainieren und ihm in diesem Augenblick eine Alternative zum Kabel geben. dann wurde mir ausgerechnet, das dass ja mindestens 5 Sekunden dauere und viel zu gefährlich wäre. Einfacher wäre doch, noch etwas hinterher zu schmeissen. Ich erwähnte so nebenbei, dass ich doch tatsächlich, wenn ich Neuankömmlinge hier habe, Leckerlis in der Tasche habe und Spielzeug hier auch rumliegt, da es keine Ressource hier ist.

Irgendwann wurde es echt albern, man schrieb sich Situationen zusammen, die in ihren Augen nicht über positive Verstärkung funktionieren, ich antwortete. Mache ich ja gerne, wenn ich es schaffe, wenigstens einen Leser zu erreichen.

Wirklich so lustige Sachen, ich nehme meinen Hund an die Leine, wenn er das Tauschgeschäft noch nicht richtig beherrscht... Antwort: damit schränke ich meinen Hund ein, und man mag es lieber wenn der Hund frei läuft. Mal ein kleines Intermezzo an lustigen Antworten die ich bekam.

Irgendwann driftete es wieder ab, zum Thema Angsthund.
Ich kam mit dem Beispiel Zeigen und benennen, das es sich doch sehr gut macht. Was dann natürlich sofort diskreditiert wurde, mit der Begründung, damit mache man sich zum Deppen und sehe dunkelrot. Man würde sich zu Tode clickern und den Hund stressen.

Was sagt uns das? Da hat jemand nun wirklich keine Ahnung, aber Hauptsache man kann sich aufregen.
Ich bekam sogar als Antwort man will keine Konditionierungsmaschine an der Leine führen, die ohne Bestärker nicht funktioniert.
Ich würde ja sagen : " Setzen 6!"

Es kamen dann noch Posts, wo ich wirklich nur noch dachte, "Der arme Hund". Ein Angsthund wird einfach in die Situationen geworfen, als sei es das normalste der Welt, so hat er gelernt das es nichts schlimmes ist.
Die Hinweise, das das für den Hund unglaublichen Stress ist, wurde einfach mal ignoriert. Nein, da muss der Hund durch, so lernt er es am besten.

Ach, ich bleibe dann doch lieber bei meiner Methode und helfe meinen Hunden in Situationen wo sie unsicher sind, trainiere mit ihnen kleinschrittig, stärke sie in angstauslösenden Situationen und helfe ihnen.

Was lernen wir aus dem ganzen?
Es gibt immer noch Menschen, die das Individuum Hund nicht erkennen und sich nicht mit ihm auseinandersetzen. Denn schliesslich ist es ja so einfach, sich nicht auf den Hund einzulassen und alles nach Schema abzureissen.

Memo an mich: Ich liebe meine konditionierten Clickermaschinen.

In diesem Sinne!



9 Kommentare:

  1. So, ein neuer Versuch dir zu schreiben!

    Schickst du mir nen Link (per PN) aus welchem Forum diese Diskussion stammt?
    Ja, das alles ist traurig.
    Das ganze wirkt einzig und allein so, dass diese Leute nach einer Situation suchen, über die man sagt "dafür gibt es keine Lösung über positive Verstärkung".
    Außerdem geht es doch um positive Verstärkung im Alltag! Und welche dieser Situationen ist alltäglich? Mein Hund ist noch nie auf nen Giftköder gestoßen und in nen Kabel gebissen hat sie auch noch nie!
    Und wenn es nun wirklich passieren würde, dass wir auf nen superleckeren Giftköder stoßen, den mein Hund schon vorm Maul hat und auf Aus nicht reagiert, dann würde ich meinen Hund davor wegziehen an der Leine oder rausnehmen. Aber mal ehrlich, wie oft kommt sowas vor? Bei den meisten nicht ein einziges Mal im Leben! Oder das Beispiel, wenn nen Zug kommt, der Hund auf den Schienen ist und den Rückruf ignoriert... ja klar versuche ich da den Hund irgendwie runterzukriegen. Aber wie oft kommt so ne Situation vor? Vermutlich gar nicht!! Wenn es um Leben und Tod geht, braucht man sich meiner Meinung nach nicht ewig Gedanken über eine positive Lösung machen, aber wie oft ist man denn in so einer Situation? Vermutlich nie! Und garantiert nicht alltäglich!

    Liebe Grüße, Elisabeth

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  2. Lissi, irgendwie muss man sich doch schönreden das positive Verstärkung nicht funktioniert, weil man sich einfach nicht damit auskennt. Viele verwechseln positive Verstärkung mit "der Hund darf alles machen und kennt keine Grenzen".

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  3. Weia,
    hab ich doch wirklich vergessen, wie bekloppt es in Foren zugeht...

    Was solche Lichtgestalten überhaupt nicht verstehen ist, dass wir uns durch schlaues Training
    1. Signale - einen gemeinsamen Wortschatz) mit dem Hund aufbauen, durch den es z.B. möglich ist
    - den Hund von einem Giftköder (Joggern, Eis essenden Kindern, anderen Hunde, (alles was solchen Lichtgestalten sonst noch so an Widrigkeiten einfällt) abzurufen.
    - vom anzuknabbernden Kabel (aus der Küche, vom Briefträger, von anderen Hunden, wegen derer er am Gartenzaun auf und dab rennt und den ganzen Tag bellen würde, wenn man ihn nicht mit dem Gartenschlauch nassspritzt...) weg auf seine Decke zu schicken.
    2. Die auslösenden Reize selber zum Signal für das üblicherweise angewendete Alternativverhalten werden. Wenn ich zig mal (rechtzeitig) zurückrufe und anleine, weil ein Fahrrad/Jogger/Spaziergänger/Eis essendes Kind etc entgegen kommt, UND sich das für den Hund lohnt, dann kommt der Hund irgendwann an, um sich anleinen zu lassen, wenn er ein Fahrrad/Jogger/Spaziergänger/Eis essendes Kind etc in seiner Umwelt entdeckt.

    Aber natürlich hat man es viel bequemer, wenn man nichts übt, außer treffsicher mit Sachen zu schmeißen, eine Sprühflasche zu bedienen, lauter "Nein" zu schreien, oder "hündisch zu kommunizieren (die kommunizieren nämlich, so weiß Lichtgestalt ja - nur in aversiven Abbruchsignalen!!). Das ist deshalb bequemer, weil man sich da keine Gedanken über all diese Lästigkeiten wie, Bedürfnisse des Hundes, kleinschrittiges Training, Vorausschauendes Händling, Management, und - Gott bewahre - die Befindlichkeiten der Mitmenschen (besonders die mit Hunden, aber die anderen stören ja auch nur, wenn man deswegen abrufen muss...).

    Und besonders bequem ists doch, dass diese Bequemlichkeit der Hund ausbaden muss, denn der ist ja der Empfänger all der Nettigkeiten.

    Übrigens: Vielen Dank fürs Verlinken - genau für so etwas schreiben wir ja die Artikel - in der Hoffnung, dass ein paar Leser (das sind meistens die, von denen man in den Threads nichts sieht, weil sie still mitlesen) das einfach mal anders probieren wollen, und sich einen kompetenten Trainer suchen (das gestaltet sich ja oftmals schon schwierig genug, wenn inzwischen schon auch bei den schlimmsten Haudrauf-Leuten "Wir arbeiten rein positiv" drauf steht, aber eben nicht drin ist...

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    1. Martina,
      gerne geschehen. Ich hoffe such immer wieder, das wenigstens 1 Person umdenkt, denn dann haben wir etwas erreicht.

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  4. Lustig, diesen Text hier so zu lesen. Nein, eigentlich traurig. Denn es ist nur die halbe Wahrheit. Es ist relativ simpel. Es ging um das Wörtchen "ausschliesslich" und um nichts anderes. Positive Verstärkung ist toll und das wurde von allen so anerkannt. Aber es geht eben nicht "nur", weil man nicht alles voraussehen kann und es nun mal akute Situationen gibt, wo man wie in einem Kommentar geschrieben, den Hund wegzerren muss, weil es anders gerade nicht geht. Nicht die positive Verstärkung wurde kritisiert, sondern das Wörtchen "nur", denn Leute, eine heile Welt gibt es nicht.
    Aber lästert ihr weiter, das muss sich toll anfühlen. Gratulation dazu!

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    1. Nein, traurig waren eure Antworten die ich hier wieder gegeben habe.

      Dieses ständige nicht verstehen wollen, das man über ein Training was über positive Verstärkung geht, viele akute Situationen vermeiden kann. Das man vorher trainiert. Nein statt dessen wolltet ihr nur hören was im Worst Case gemacht werden soll, damit ihr eure Aversiven Methoden gut heißen könnt.
      Das ist Fakt und einfach nur traurig.

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    2. Interessant. Natürlich geht es NUR positiv nicht. Ist eine Utopie. Behauptet auch niemand was anderes, glaube ich.

      Der Unterschied ist, dass man auf sinnlose Gängelei verzichtet. Im Alltag!
      Und das wird nicht verstanden. Bzw. man ist zu bequem (oder zu unfähig?) auf aversive Methoden zu verzichten, obwohl es auch anders ginge.
      Beispiele hat man zu genüge gelesen. Ich sage nur "knurren". Tut mir leid, dass ich da doch kurz lachen muss.

      Über Gefahrensituationen/Notsituationen/"akute Situationen" - darum geht es überhaupt nicht. JEDER packt dem Hund ins Halsband und reißt ihn an sich, bevor er überfahren wird. Ist DAS aber eine alltägliche Situation? Training? Normal?
      Ich denke nicht.

      Also, nun haben wir erkannt, dass man in Notsituationen ruhig so handeln darf (sollte?!), wenn es das Hundeleben rettet. Dann können wir uns ja nun endlich den wichtigen Dingen widmen, nämlich positiver Verstärkung im Alltag. Ich bin gespannt. :-)

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    3. Achso: und bevor die Äuglein funkeln und man sich ergötzt, weil ich schrieb es ginge nicht nur positiv: die vier Quadranten der operanten Konditionierung.

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